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Widerstand gegen die Universitätskirche?

Die Sprengung 1968

Nikolaus Krause

Im Folgenden finden Sie keine Analyse der Widerstandszeit 1968, auch keine historische Datensammlung, geschweige denn historisch neue Zusammenhänge. Ich freue mich aber, wenn Sie sich auf persönliche Erinnerungen, Emotionen und Reflexionen einlassen:

1968 ist für mich eine Jahreszahl des vergangenen Jahrhunderts, wie für andere die Jahre 1914, 1933, 1939, 1945, 1953 oder 1989.

1968 wurde von unterschiedlichsten Ereignissen geprägt: Da gab es die Studentenunruhen, mit ihrer Bewegung von den Kathedern und den Hörsälen auf die Plätze und Straßen (Paris, Kopenhagen, Rom, Tokio, Westberlin und Frankfurt am Main …) Deutschland wurde einerseits im westlichen Teil durch die parlamentarische und außerparlamentarische Auseinandersetzung zur „Notstandsverfassung zum Schutz der Demokratie in Notzeiten”. andererseits im östlichen Teil durch die Verabschiedung der „neuen Verfassung in der DDR” (Volksentscheid ergab 94,5 % Ja-Stimmen) und den Erlass eines neuen, sehr verschärften Strafrechts in der Volkskammer geprägt. Viel diskutierte Schriften waren Herbert Marcuses „Psychoanalyse und Politik”. Ernst Blochs „Atheismus im Christentum”. Siegfried Lenz’ „Deutsch-stunde”. Aus der UdSSR kamen durch geheime Kanäle die deutsche Übersetzung der Schriften Alexander Solschenizyns („Der erste Kreis der Hölle”. „Krebsstation”) Aus der Volksrepublik Polen hörte man Krzysztof Pendereckis Oratorium zum Gedächtnis der Opfer von Auschwitz für Sopran, Tenor, Bass, gemischten Chor und Orchester „Dies Irae”. In der benachbarten C ˘SSR wird Alexander Dubc ˘ek Generalsekretär der KPC (Kommunistische Partei) die nun versucht einen „Sozialismus mit menschlichen Antlitz” zu verwirklichen. Dieses Projekt scheitert mit der Invasion der Warschauer-Pakt-Staaten im August desselben Jahres. Die Weltkirche hatte in diesem Jahr zwei wichtige Stationen: Die Bekanntgabe der Enzyklika Humanae vitae (in welcher Papst Paul IV. jede künstliche Geburtenkontrolle untersagte) und die 4. Vollversammlung des ökumenischen Rates im schwedischen Upsalla mit Ihrem Thema: „Siehe, ich mache alles neu” und dem Bekenntnis der protestantischen und orthodoxen Kirchen zur Weltverantwortung, die Gerechtigkeit und Frieden einschließt. Zwei Vorbilder wurden 1968 ermordet: Justizminister Robert Kennedy und der Bürgerrechtler und Pfarrer Martin Luther King. In meiner eigenen Biografie hat das Jahr 1968 diese Stationen: Probe und Aufführung des Meißner Tedeums von Wolfgang Hufschmidt mit der Meißner Kantorei 19611 Volksentscheid zur Neuen Verfassung, Prager Frühling und Einmarsch der Warschauer Truppen, Widerstand gegen die Sprengung der Universitätskirche, Staatsexamen an der Sektion Theologie der KMU Leipzig sowie schlussendlich Verhaftung und U-Haft. Wer in diesem Jahr die Nase nicht voll hatte, nahm Witterung auf. Dazu verhalfen Deutschlandfunk, Leipziger Buchmesse, Gespräch mit Kom- militonenen aller Fachrichtungen hier besonders natürlich die Evangelische Studentengemeinde (ESG) und die Katholische Studentengemeinde (KSG), das gemeinsame Musizieren mit den Sängerinnen und Sängern der Meißner Kantorei. Auch Gespräch mit Einzelnen wie Carl Friedrich von Weizsäcker oder dem jungen Biochemiker Jens Reich mit seinen Freundinnen und Freunden in den Datschen Spreewerders bei Berlin neben Havemanns (wir nannten das Projekt „Summerhill”).Wir brauchten keine Drogen und keinen Fusel. Der Duft des Prager Frühlings, das Aroma freier Diskussionen, die vom Mief der Talare befreite Theologie, die Poesie Ernesto Cardenals und vieles mehr machten das Herz weit, den Kopf frei, verscheuchten Angst und lockerten die Zunge.

Lassen Sie mich versuchen, die Haltung des damaligen Theologiestudenten an zwei Stationen deutlich zu machen:

DIE AUSEINANDERSETZUNG MIT DEM MEISSNER TEDEUM:

Der Essener Komponist und Dozent der Folkwang-Schule, Wolfgang Hufschmidt (geb. 1934), erhielt 1967 von der Internationalen Heinrich-Schütz-Gesellschaft den Auftrag, zur 1000-Jahr-Feier des Meißner Doms ein Tedeum zu schreiben. Die Auftraggeber dachten an ein modernes geistliches Werk, das im Rahmen der Liturgie blieb und keinerlei Anstoß erregen sollte. So dachte der 34-jährige Komponist nicht; er sah in dem Auftrag vor allem eine Möglichkeit, einen deutsch-deutschen Dialog und zugleich einen Dialog zwischen Christen und Atheisten mit seiner Kunst zu entfachen. Damit eckte er gewaltig an. Einer der sächsischen hohen Geistlichen meinte später, das hieße ja geradezu, „den Teufel in die Kirche zu holen”. Wolfgang Hufschmidt bat Günter Grass, mit dem er schon früher zusammengearbeitet hatte, einen Gegentext zu dem liturgischen Tedeum in der deutschen Übersetzung Martin Luthers zu schreiben. Beide Textschichten sollten ursprünglich getrennt von je einem ost- und einem westdeutschen Chor einstudiert und erst bei der Aufführung zusammengeführt werden. Dazu kam es nicht. Die Meißner Kantorei unter der Leitung von Domkantor Erich Schmidt verantwortete zuletzt die Aufführung allein, sie wurde vorbildlich. Dabei waren unendliche Schwierigkeiten zu überwinden. Die Kulturabteilung des Zentralkomitees (ZK) der SED, das Kulturministerium und das Staatssekretariat für Kirchenfragen der DDR und schließlich sogar der Präsident der Volkskammer der DDR, Johannes Dieckmann, auch diverse Theologen und Kirchenräte befassten sich mit dem Stück. Konservative sächsische Kirchenleute empfanden den Text als Gotteslästerung. Als theologischer Sprecher der Kantorei wurde ich zu einem Gespräch mit dem in unserer Familie sehr verehrten Landesbischof Gottfried Noth geladen Letztlich konnte die Aufführung nur durchgesetzt werden, weil junge Theologen der sächsischen Kirchenleitung ihren Rücktritt androhten, sollte die Kirche der Aufführung nicht zustimmen. Mit groben Nadelstichen reagierte der Staat. Hufschmidt, Grass und der Leiter des Bärenreiter-Verlags, Karl Vötterle, erhielten Einreise-Verbote. Dem Leipziger Gewandhausorchester untersagte man die Mitwirkung, und die Zeitungen durften die Aufführung nicht rezensieren. Schließlich ebnete Johannes Dieckmann die Wege, das Gewandhausorchester durfte doch mitwirken, wenn auch anonym, Hufschmidt erhielt in letzter Minute die Einreise, Grass jedoch nicht. Hufschmidt schrieb später: „Proben und Aufführung standen unter der Kontrolle der Staatssicherheit, deren Präsenz ebenso unübersehbar war wie die der Volkspolizei, die vor und während der Aufführung den Domplatz kontrollierte. Das ganze Unternehmen wurde durch eine Nervosität der Staatsorgane bestimmt, die aus der Furcht vor politischen Unruhen größeren Ausmaßes resultiert haben muss. Es war die Zeit der Studentendemonstrationen in Paris, die Truppen des Warschauer Paktes bereiteten die Invasion in die C ˘SSR vor, und in Leipzig war die Universitätskirche kurz zuvor gesprengt worden”. (Hier irrt Hufschmidt: Sprengung 30. Mai 1968). Die Uraufführung fand am 25. Mai 1968 im Dom zu Meißen unter der Leitung von Domkantor Dr. Erich Schmidt statt. Den Baritonpart sang der spätere Dirigent Hartmut Haenchen, der dann fast 30 Jahre später (3.10. 1997) die erste Meißner Wiederaufführung des Werkes leitete. Das fünfteilige Meißner Tedeum ist antiphonisch aufgebaut. Zwei einander gegenüberstehende Chorgruppen bieten simultan den Luther-Text und die Widerworte von Grass. Im Finale stoßen die beiden Anschauungen aufeinander. „Auf dich hoffen wir, lieber Herr”. singt der eine Chor, und der andere: „Dich, Zweifel, will ich kettenrauchend rühmen.” Ein wunderschönes großes, gregorianisches Amen wird von dem einen Chor gesungen, behält aber nicht das letzte Wort, es wird vom Gegenchor in den Dom geschmettert NEMA – die Umkehrung von AMEN. Das waren Auseinandersetzungen, von denen ich weiß, dass sie die Welt und Kirchengeschichte weder bewegt noch geprägt haben, aber meine politische Haltung, die intellektuelle Redlichkeit eines gläubigen Theologiestudenten wurden davon geweitet.

DIE GESCHEHNISSE AN DER UNIVERSITÄTSKIRCHE 1968

Im März 2004 behandelte das Wochenendjournal des Deutschlandfunks den Streit um den Wiederaufbau der Leipziger Unikirche. Menschen erinnern sich an die Sprengung der Kirche im Jahr 1968. Sie erinnern sich wie man sich an das Sterben eines Menschen oder gar an das Sterben Christi erinnert: „Als die Sprengung dann erfolgte, hörte man einen scharfen hellen Knall, und für Bruchteile einer Sekunde blieb die Kirche zunächst stehen. Die Zeit war sicher sehr kurz, aber sie reichte bei mir für den triumphierenden Gedanken: die Sprengung ist misslungen. Und kaum war das zu Ende gedacht, fing die Kirche an … , wie im Schmerz, wie im Todeskampf, da gibt es diese berühmte Rosette, und die wurde plötzlich oval und ver- zerrte sich, riss in der Mitte durch.” Eine Frau: „Wie eine Kreuzigung, denn es dauerte so sieben Tage, und das war dann vollbracht.” Ein Mann: „Mir kamen die Worte in den Sinn: Neigte das Haupt und verschied. … Dann hat man die Kirche abgetragen, weggeschafft, so schnell wie möglich, in eine alte Kiesgrube und hat verhindert, dass Leipziger sich bedienten mit Teilen der Trümmer. Um jede Erinnerung auszulöschen, schütteten sie anderen Schutt über den Schutt der Kirche, legten Mutterboden darauf, pflanzten Büsche, zogen einen Zaun, machten ein Tor mit einem Schloss und setzten Wächter davor. … ” Eine andere Stimme: „Damals haben wir Hinterbliebenen wirklich geweint. Dort hatten wir alle das Gefühl, wir haben einen nahen Angehörigen verloren. Wir haben uns manchmal gefragt, ob es überhaupt berechtigt ist, derart zu trauern.” Wieder eine andere Stimme erinnert an die friedliche Revolution von 1989, wo die Menschen sich zum Protest genau an der Stelle versammelt hatten, an der die Kirche gestanden hatte. „Da dachte ich, das ist die geistige Auferstehung der Kirche, denn dass die Revolution friedlich war, lag ja auch zu einem nicht geringen Teil daran, dass die Leute vorher in den Kirchen waren, um zu beten.”

Der weise Theologe Fulbert Steffensky sagt zu all dem: „Die Kirche stirbt wie ein Mensch, die Kirche stirbt wie Christus: Kreuzigung, Todeskampf, der johanneische Tod: Es ist vollbracht, er neigte sein Haupt und verschied, die Wächter vor dem Grab der Kirche, und schließlich die geistige Auferstehung in der Stunde der betenden Revolution. Wie kommt es, dass Menschen so empfinden angesichts eines Bauwerks? Wie kommt es, dass sie den Tod Christi in den Sturz eines Baues lesen? Es liegt an der Vieldeutigkeit des Begriffes Kirche. Was ist Kirche? Ein Sakralbau, das erwählte Volk Gottes, der Leib Christi? Die Bilder fließen ineinander, eines konnotiert das andere, und wenn wir das Wort Kirche sagen, sind wir nie ganz eindeutig. Von dieser Mehrdeutigkeit profitiert das Bauwerk. Ein Kirchbau ist nie nur, was er ist. Nie sind die anderen Bilder von ihm wegzudenken: das Volk Gottes, das in der Erinnerung an Christus miteinander in Frieden und Gerechtigkeit das Mahl teilt (1 Kor. 11); der Leib Christi, der sich darstellt in der Gemeinschaft seiner Glieder (1 Kor. 12). Darum haben die Menschen bei der Vernichtung der Unikirche anders geklagt als über den Einsturz irgendeines Versammlungshauses. Das ist die Gnade einer jeden Kirche, dass sie immer mehr, immer schöner, immer würdiger ist, als sie sich zeigen kann. Darum hat Franz von Assisi gelitten, wenn er San Damiano und andere Kirchen schmutzig und einsturzgefährdet sah”.

Solch eine Kirche hat nicht nur eine spirituelle Geschichte – sie hinterlässt Spiritualität in jeder noch so kleinen persönlichen Geschichte mit ihr. Eine der Personen war Kirchner Martin. Es fiel ihm schwer, die hohen Altarkerzen zu entzünden, er machte es dennoch mit Grandezza. Nach der Examenspredigt, die der Student von der Kanzel vor leerem Kirchenschiff hielt, gab es ein Gespräch mit Professor und Prediger in der Sakristei. Während der Professor noch seine Notizen in der Kirchenbank machte, wurde Martin nach seinem ersten Eindruck zur Predigt gefragt, sagte dieser mit aller Freundlichkeit: „Die Lieder waren gut ausgewählt”. Da war dem Studenten klar: Die Sache war verrissen. Eine andere Person: Prof. Robert Köbler3. Einmal jährlich, kam es zu einem öffentlichen Wettstreit zwischen ihm und Prof. Johannes Ernst Köhler. Zunächst wurde frei improvisiert. Dann wurde von der Orgelempore herunter, die Zuhörerschaft gebeten, ein Thema vorzuschlagen. Ich erinnere mich noch, wie darum einmal über das Thema FDGB improvisiert wurde. Im Gottesdienst wurde als Glaubenslied oft Schröders „Wir glauben Gott im höchsten Thron … ” (EG 184) gesungen. Köbler verstand es in der vierten Strophe (Sie beginnt: „Der niederfuhr und auferstand“) in den anderthalb Takten die Höllen- und Himmelfahrt durch das Glissando der Töne zunächst nach untern und dann in himmlische Höhen so zum klingen zu bringen, dass ich es heut noch hören kann. Da waren die evangelischen akademischen Prediger, bei denen meine Eltern schon als Theologiestudenten gehört haben. Und da waren die beiden Patres Ogiermann und Gordian. Sie hielten Predigtgottesdienste, in denen sie kein Blatt vor den Mund nahmen und sich auch nicht hinter akademischen Andeutungen versteckten. Ich sehe Pater Gordian O.P. noch auf der Kanzel in seinem schwarz-weißen Habit die Tageszeitung Neues Deutschland hervorholen. Er zeigt sie allen und sagt: „Außer dem Datum stimmt nichts in diesem Blatt”. Nach den Gottesdiensten dann die Gespräche mit Freundinnen und Freunden im Ratskeller bei Szegediner Gulasch für 3,25 M. Viele, viele Geschichten … Sie und die verschwiegenen Erlebnisse sollen nur andeuten, welch ein Leben von diesem „Raum für die Seele” ausging. Wir schmerzlich war es dann für andere und mich, das Todesurteil zu hören und den Frevlern nicht in den Arm fallen zu können. Zitat aus einem Brief an die Stadtleitung: „Was soll das für ein ‚geistig-kulturelles Zentrum’ sein, dass auf den Trümmern des Geistes der Universitas Litterarum aufgebaut wird”. Wir haben Mögliches und Unmögliches, Kluges und Dummes, Gefährliches und Anbiederndes getan um zu retten, was noch zu retten ist. Wie schwer war es für uns Studenten, Sympathisanten zu rekrutieren. Fast immer waren wir bei unseren Bemühungen auf dem Karl-Marx-Platz unter uns Gleichgesinnten. Viele Leipziger hielten sich zurück und versteckten sich hinter den großen Angst machenden Buchstaben der Leipziger Volkszeitung. Wie viel Mut brauchte der Dekan der Sektion Theologie an der Karl-Marx-Universität Leipzig, Prof. Dr. theol. Ernst-Heinz Amberg, um mit seinem Nein im Konzil die Isolation auszuhalten. Respekt! Wenn eine Stadt eine Seele hat und diese Seele ihre Geschichte, dann denke ich als alter Seelsorger: Die Seele der Stadt Leipzig hat ein Trauma, das nicht heldisch verdrängt werden kann. Erst im September erfolgte meine Verhaftung: dies war eine späte Reaktion auf meine Aktivitäten gegen die Sprengung der Unikirche. Vorgeworfen wurde mir, eine Petition mit mehr als 100 Unterschriften von Theologiestudenten an den Stadtarchitekten mit der Bitte um ein offenes Gespräch gesendet zu haben – ich wurde zu 20 Monaten Gefängnis wegen „Staatsverleumdung” verurteilt. Natürlich habe ich lange gebraucht, damit klar zu kommen, dass Gott dieses zugelassen hat und darüber sind noch nicht alle Messen gelesen: Um in den Bildern der Passion vom Anfang meines Beitrages zu bleiben, ich war froh, irgendeinmal wieder Musik und Text aus Bachs Johannespassion zu singen und zu wünschen: „Ruht wohl, ihr heiligen Gebeine, die ich nun weiter nicht beweine, ruht wohl und bringt auch mich zur Ruh!”.

Gleich nach der friedlichen Revolution sprach mich mein Studienfreund und damaliger Mitkämpfer Ludwig Güttler an, ob wir nicht eine Initiative gegen das Vergessen und für den Wiederaufbau der Unikirche starten sollten. Ich habe abgewunken. Der Gottesschreck lag mir immer noch in den Knochen. Was hab ich mich dann gefreut, dass nach dem ersten Entwurf zum Neubau der Uni auf dem Augustusplatz der zweite kam, mit der so deutlichen Erinnerung an die Alte Kirche. Dem Streit in Leipzig konnte ich mich fernhalten. Inzwischen steht auch auf mein Anregen auf dem Geländer der TU im Uniklinikum ein Seelsorgezentrum, modern gebaut, ökumenisch ausgerichtet, eine offener extra für den Islam. Ein Raum für die Seele. Hier findet man neben Trost und Stille und einem guten Wort und einer zarten Geste auch offene und öffentliche Gespräche zwischen Glauben und Wissenschaft zu den Grenzgebieten der Anthropologie. Da rufen sich Glauben und Wissen und wie es sich für so einen Raum gehört, küssen sich dabei in allem Widerstreit auch Friede und Gerechtigkeit. Gern komme ich noch einmal auf die eine Station meines Jahres 1968 zurück, die Auseinandersetzung um das Meißner Tedeum: Glaube und Zweifel haben in einem Raum, den ein kreativer Musiker nach den Gesetzen seiner Zunft geschaffen hat, miteinander gerungen und dies in einem Raum, der unabhängig von Kirchenregiment und staatlicher Gewalt, beide: Glaube und Zweifel – Urvertrauen und Skepsis zum klingen gebracht hat. Ich wünschte dem schön umbauten Raum des Paulinums – Universitätskirche etwas von solchem Geist. Möglichst ohne „Scheibe”. Das Sakramentale gehört nicht ins Schaufenster und das schöpferische Wissen sollte nicht abgetrennt werden von seinem Kreator. Kreative Studenten und Uni-Angehörige sollten es richten.